Chronik
Junggesellen-Schützenverein
Neben der Sebastianus-Bruderschaft, der hauptsächlich verheiratete Bürger angehörten – denn immer wieder ist von Paaren die Rede, die aufgenommen wurden, und auch die Frauen sind Mitglieder der Bruderschaft – bestand in Fischeln, wie aber auch in anderen Orten der Umgebung, eine „Junggesellen-Schützen-Bruderschaft“. Auch ihr Ursprung liegt im Dunkeln, jedoch hat sie schon vor 1700 bestanden. Lediglich die teilweise erhalten gebliebenen Königssilberplatten geben einigen Aufschluß über die ältere Geschichte. Die älteste vorhandene Platte zeigt den hl. Clemens und die Inschrift: Ruetgerus Hafelts (1706), Cornelius Rahr (ohne Jahreszahl), Johannes Rahr (1725), Ruetgerus Rahr (1754). Die älteren Platten wurden Mitte des 18.Jahrhunderts der Kirche geschenkt und für ein Weihrauchfaß verwandt. Zum Silber gehört auch ein silberner Vogel aus dem Jahre 1711. Er soll der Überlieferung gemäß ein Geschenk des Kurfürsten Joseph Clemens von Köln (1688 – 1723) sein. Dieser Vogel gehört auch heute noch zur Königskette und bildet immer deren Abschluss. Von 1822 bis 1862 waren die Junggesellen-Schützen nicht mehr sehr aktiv und schossen zeitweise gemeinsam mit den St.-Sebastianus-Schützenbrüdern den Vogel.
IN EINER AUFZEICHNUNG VON JOH. PETER LENTZEN HEISST ES:
„16. April 1849 ward das Junggesellen-Königssilber aus der Kirche geholt und geputzt
23. April 1849 wurde die neue Sebastianus-Fahne eingeweiht von Pfarrer Heinrichs und des nachmittags um 2 Uhr der Vogel geschossen von den Junggesellen und den Sebastianus-Brüdern
16. April 1850 Des morgens wurde von den Sebastianusbrüdern der Vogel geschossen bei Sparla, des nachmittags vom Junggesellen-Schützenverein und ein Zug veranstaltet mit großer Feierlichkeit
18. April 1852 Vogelschießen der St.-Sebastianus-Bruderschaft bei Sparla, König Johann Kamps. Ihr Zug war gehalten mit den Junggesellen den
27. April 1852 Vogelschießen der Junggesellen bei Sparla, König Alois Bauer. Zug durchs Dorf“
Im Jahre 1863 bildete sich der „Fischelner Junggesellen-Schützen-Verein“ neu und ließ 1864 eine neue Fahne anfertigen. Sie zeigt die Bilder des hl. Clemens und der unbefleckten Empfängnis. Darüber halten zwei Engel ein Spruchband mit der Inschrift: „Fischelner Junggesellen Schützen-Verein 1864“. Von nun an veranstalteten die St.-Sebastianus-Schützenbrüder und die Junggesellen jeder ihr eigenes Vogelschießen. Hiervon zeugen noch 18 Königssilber.
1863 auch versuchte der Landrat Leysner, die verschiedenen Schützenvereine zusammenzuführen, um sie überregionalen Verbänden anzuschließen. Mit diesem Bemühen hatte er allerdings wohl wenig Erfolg. In der Zeit des Kulturkampfes (1872 – 1887), und aus der Befürchtung heraus, die bestehenden und neu entstehenden Vereine könnten von politischen Elementen unterwandert werden, kontrollierte die preußische Regierung das Vereinsleben auf vielerlei Arten. 1889 kam aus Berlin eine Verordnung, dass Vereine mindestens 50 Mitglieder haben müssten und der Anschluss an größere, kontrollierte Vereinsverbände anzustreben sei. Es wird sehr deutlich, dass jede Zersplitterung verurteilt wird und große Vereinsverbände wünschenswert sind. Dies könnte ein Grund mit dafür sein, dass es nun in Fischeln 1892 zum Zusammenschluss der „St.-Sebastianus-Schützenbruderschaft“ und des „Junggesellen-Schützenvereins“ zur „Bürger-Schützen-Gesellschaft 1451 Fischeln“ kam.
Der Ausbruch des 2. Weltkrieges 1939 unterbrach abermals jäh die relativ kurze Zeit des Friedens. Viele Söhne unseres Heimatortes wurden auf den Schlachtfeldern Europas hart gefordert und etwa 350 kehrten nicht mehr nach Fischeln zurück. In den Kriegsjahren mussten die zu Hause gebliebenen älteren Schützenbrüder gemeldet werden, um an Schießübungen teilzunehmen. Gegen Ende des Krieges wurde das Vereinsvermögen beschlagnahmt und die alten Vorstandsmitglieder hart bedrängt. Hungerjahre, Wohnungsnot, vielerlei Entbehrungen und nicht zuletzt das Flüchtlingselend waren die traurigen Folgen dieses unseligen Krieges. Viele Familien warteten auf ihre Angehörigen, die oft erst nach Jahren aus der Gefangenschaft zurückkehrten. Der Schwarzmarkt blühte, das Geld verlor seinen Wert. Die Währungsreform 1948 und das Grundgesetz 1949 schafften wieder die Voraussetzungen für normale Verhältnisse und langsam begann auch wieder der Aufstieg des Schützenwesens.
Die älteren Schützenbrüder dachten nun daran, Tradition und Brauchtum wieder aufzunehmen. Im Herbst 1949 fand eine „Wiederauflebungs-Versammlung“ statt. Viele folgten dem Ruf und deshalb war es möglich, schon 1950 wieder ein Vogelschießen durchzuführen. Ein Schützenfest wurde aber noch nicht gefeiert, dazu war die Zeit noch nicht reif. Das sparte man sich für 1951, dem 500jährigem Jubiläum, auf. Es war ein glanzvolles Fest, die Bevölkerung nahm begeistert daran teil. Nun stand das Schützenwesen wieder in Blüte. Es bildeten sich neue Kompanien und viele Schützenbrüder gesellten sich zur Bürger-Schützen-Gesellschaft. Außer in den Jahren 1953 und 1974 fanden nun wieder jährlich Königsvogelschießen und Schützenfest statt, das die Fischelner gerne das „Fest der Feste“ nennen. Von 1976 an wurden Vogelschießen und Schützenfest alle zwei Jahre durchgeführt und seit 1993 findet beides in ungeraden Jahren statt, um den sportlichen Großereignissen wie Olympiade und Fußball-Weltmeisterschaft aus dem Wege zu gehen. Wurde bis 1999 immer der Schützenkönig auch im Jahr des Schützenfestes ermittelt, ist seit dem Jahr 2000 das Königsvogelschießen immer in dem Jahr, in dem kein Schützen- und Heimatfest stattfindet.